Von Äpfeln, Bananen und der Macht der Hormone

Wer hat es noch nicht erlebt: Man kauft sich Bananen, aber sie sind noch so grün, dass man sie nicht essen mag. Offensichtlich müssen sie noch reifen, damit sie gelb und schmackhaft werden. Ein bekannter Trick, um diesen Prozess zu beschleunigen, ist die Lagerung der Bananen in unmittelbarer Nähe zu reifen Äpfeln. Aber warum ist das so? Die Antwort sind Hormone.

Wir kennen Hormone vor allen Dingen aus dem Tierreich und natürlich von uns Menschen. Es handelt sich hierbei um körpereigene Botenstoffe, die in spezialisierten Drüsenzellen produziert werden und an anderen Zellen/Organen eine bestimmte Reaktion hervorrufen. Bildung, Ausschüttung und Transport sind streng überwacht und unterliegen mannigfaltigen Rückkopplungsmechanismen. Die höchste Instanz bildet hierbei das zentrale Nervensystem.

 

Auf diese Weise werden alle physiologischen Prozesse im Körper gesteuert, von der Regulierung des Blutzuckerspiegels bis hin zur Schwangerschaft.

 

Eine derartige Steuerung ist keine spezielle Eigenart im Tierreich, sondern findet sich vereinfacht auch bei allen höheren Pflanzen. Pflanzenhormone, auch Phytohormone genannt, sind niedermolekulare Signalstoffe, die in Pflanzen eine spezifische Reaktion hervorrufen. Sie wirken in erster Linie auf Wachstums- und Differenzierungsprozesse des pflanzlichen Organismus. Unterschiedliche Substanzen wirken hierbei in einem empfindlichen Wechselspiel miteinander, so dass es weniger auf die Konzentration eines einzelnen Phytohormons ankommt als auf das Mengenverhältnis zu einem oder mehrerer anderer. Auf diese Weise regulieren Phytohormone das Wachstum von Wurzel, Sproß, Blättern und Blüten, die Entwicklung von Früchten und Samen sowie Alterungsprozesse und Ruhepausen.

 

Ein sehr wichtiges Phytohormon ist Ethylen. Dieses gasförmige Molekül wirkt bei Menschen leicht narkotisierend und wurde im frühen 20. Jahrhundert neben Lachgas häufig als Betäubungsmittel eingesetzt. Auch wird es als wichtiger Ausgangsstoff für Kunststoffe weltweit in sehr großen Mengen industriell hergestellt. Biologisch wirkt Ethylen vor allen Dingen auf die Reifung und Alterung von Pflanzenteilen. Dabei gilt: Die Anwesenheit von Ethylen regt weitere Produktion und Freisetzung an. Es kommt zu einem lawinenartigen Ausstoß von Ethylen, der in erster Linie bewirken soll, dass z.B. Früchte an allen Stellen gleichermaßen reifen. Je reifer eine Frucht also ist, desto mehr Ethylen produziert sie, desto schneller reift sie. Auf unsere Ausgangsfrage übertragen, sondern also reife Äpfel Ethylen ab, welches, weil gasförmig, auch auf die benachbarte Banane wirkt und ebenso dessen Reifung beschleunigt.

 

Die Landwirtschaft macht sich diesen Wirkmechanismus zu nutzen. Durch künstliche Begasung mit Ethylen können z.B. unreif geerntete Früchte nach ihrem Transport noch in großem Maße nachreifen. Das erlaubt einen längeren Transportweg bei maximalem Erhalt des Produktes (z.B. Bananen). Auch werden Sorten gezüchtet, die selbst kein Ethylen produzieren (z.B. Tomaten). Diese Früchte reifen durch externe Ethylenbegasung der Pflanzen maximal synchron und erleichtern den Ernteprozess. Des Weiteren sind die geernteten Früchte sehr lange lagerbar, da sie nicht von sich heraus nach reifen.

 

Wer die Tricks der Natur kennt, kann sie sich zu nutzen machen.